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Jesidentum
Die jesidische Religion ist eine monotheistische Religion, sie kennt also nur einen einzigen Gott. Ihre Wurzeln liegen 2.000 Jahre vor dem Christentum. Die Jesiden sind mehrheitlich Kurden und sprechen das nordkurdische Kurmandschi als Muttersprache. Obwohl das Jesidentum die Ursprungsreligion der Kurden ist, sind die Jesiden heute eine religiöse Minderheit. Aufgrund ihrer Ursprünglichkeit werden die Jesiden als das lebende Gedächtnis und Gewissen der Kurden betrachtet. Das ist der Grund warum Gebete meißt in Nordkurdisch abgehalten werden.
Nach dem jesidischen Menschenbild ist der Mensch in erster Linie selbst verantwortlich für sein Wirken. Aus jesidischer Sicht hat Gott dem Menschen die Möglichkeit gegeben, zu sehen, zu hören und zu denken. Er hat ihm den Verstand gegeben und damit die Möglichkeit, den eigenen richtigen Weg zu gehen.
Eine zentrale Bedeutung in den jesidischen Glaubensvorstellungen hat Tausi Melek, der oft als Pfau dargestellt wird. Nach der Schöpfungsgeschichte hat Gott Tausi Melek mit sechs weiteren Engeln aus seinem Licht erschaffen. Weil Tausi Melek sich weigerte, den ersten Menschen Adam anzubeten, steht er für die Anerkennung der Allmacht Gottes. Er wurde von Gott zum obersten der sieben Engel erkoren und steht somit im Mittelpunkt des jesidischen Glaubens. Tausi Melek war an der gesamten Schöpfung, an dem göttlichen Plan, beteiligt. So steht Tausi Melek nicht für das Böse und ist auch kein in Ungnade gefallener Engel, sondern der Beweis für die Einzigartigkeit Gottes.
Die jesidische Religion kennt nicht die Vorstellung eines Widersachers gegen den göttlichen Willen und glauben damit auch nicht, dass es eine böse Kraft gibt. Vielmehr ist Gott einzig und allmächtig. Nach jesidischen Vorstellungen wäre Gott schwach, wenn er zuließe, dass es neben ihm noch eine zweite Kraft gäbe, die ohne sein Dazutun etwas verrichten könnte. Wer das Wort des Bösen ausspricht, akzeptiert, dass es diese böse Kraft gibt, und das ist aus jesidischer Sicht eine Gotteslästerung.
Als Jeside wird man geboren. Es gibt keine Möglichkeit, zum Jesidentum überzutreten. Dies schließt aus, dass Jesiden Angehörige anderer Religionen bekehren wollen. Sie glauben auch nicht, dass ihre Religion anderen überlegen ist. In einem Gebet der Jesiden heißt es: „Gott, schütze erst die 72 Völker und dann uns!“ Im Jesidentum herrscht die Auffassung, dass ein Jeside ein guter Mensch sein kann, aber um ein guter Mensch zu sein, muss man nicht Jeside sein.
Cejna Cimaya Şêxadî
Der Begriff „Cejna Cimaya Şêxadî“ bedeutet „Versammlung zu Ehren Şêxadîs“. Diese Fest wird zu Ehren des höchsten Heiligen Şêxadî, der Reinkarnation von Tausi Melek, gefeiert. Es findet vom 6. bis zum 13. Oktober statt. In diesen Tagen, so heißt es, habe Şêxadî die Welt, das heißt das Diesseits, verlassen. Als die Gemeinde davon erfuhr, besuchte sie Şêxadî in Lalisch, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Ihm zu Ehren wurde daraufhin sieben Tage lang getrauert. Diese sieben Tage werden bis heute als das „Cejna Cimaya Şêxadî“ begangen.
Der Ort, an dem Şêxadî ins Jenseits überging, liegt im Tal Lalisch, wo sich auch das wichtigste Heiligtum der Jesiden befindet. Dort wird der Schrein Şêxadîs aufbewahrt. An diesem Schrein Şêxadîs werden zu „Cejna Cimaya Şêxadî“ bunte Tücher abgelegt. Die Pilger binden einen Knoten in ein Tuch und wünschen sich etwas, in der Hoffnung, dass Şêxadî beziehungsweise Tausi Melek ihren Wunsch erfüllt. Die nachfolgenden Pilger entknoten die Tücher, sodass der Wunsch des vorherigen Pilgers in Erfüllung geht, und anschließend binden sie selbst einen Knoten. Zum "Cejna Cimaya Şêxadî" wird die Bahre, auf der Şêxadî saß, herumgeführt. Die Pilger versuchen, diese Bahre zu berühren, um gesegnet zu werden. Die Bahre wird zur heiligen Quelle „Kanîya sipî“ gebracht und dort gereinigt.
Genozid und Flucht
In ihren Heimatgebieten im Nahen Osten waren und sind die Jesiden einer doppelten Verfolgung ausgesetzt: zum einen weil sie Kurden sind und zum anderen weil sie in den Augen einiger Menschen „Ungläubige“, „vom wahren Glauben Abgefallene“ sind, die man entweder bekehren oder umbringen muss. In ihren Heimatgebieten können Jesiden oft nur öffentlich in Erscheinung treten, wenn sie ihre Herkunft und ihren Glauben verleugnen. Der mangelnde staatliche Schutz führte dazu, dass viele Jesiden zum Beispiel nach Deutschland flüchteten.
Genauere Informationen zum Jesidentum findet Ihr auf der - nicht mehr aktualisierten -
Webseite
des Zentralrats der Jesiden in Deutschland. Diese Seite ist nicht speziell für Kinder gemacht und befindet sich deshalb im ungeschützen Internet. Daneben gibt es, ebenfalls im öffentlichen Internet, ein mit viel Liebe gepflegtes Nachschlagewerk zum Jesidentum, genannt
Êzîpedia - Die êzîdîsche Enzyklopädie. Hier haben wir die Informationen zu "Cejna Cemaiya Şêxadî" entnommen.
Oberes Bild: Lalisch, Irak
Mittleres Bild: Lalisch, Irak
Unteres Bild: Lalisch, Irak
Copyright für Fotos zum Jesidentum: Oben und Mitte: Adobe Stock, Unten: Matus Duda / Shutterstock.com